Selbsterkenntnis:Wie beeinflussen die inneren Werte und Überzeugungen mein Verhalten?

Greenland majestic iceberg

Ähnlich wie bei einem Eisberg, ist oftmals nur ein geringer Teil unseres Fühlens und Denkens, sprich Verhaltens, beobachtbar an der Wasseroberfläche. Der grösste Teil befindet sich unter Wasser, im übertragenen Sinn, in unserem Unterbewusstsein.

Unser inneres Leuchtfeuer

Unsere Einstellungen, wie unsere individuellen Werte, Überzeugungen, Motive, Antreiber, Bedürfnisse, prägen unseren Charakter und werden sehr früh in unsere Denk- und Gefühlswelt abgelegt. Sie sind unser inneres Leuchtfeuer.

Wir stehen immer wieder im Konflikt mit unseren persönlichen Werten und Überzeugungen, einige bejahen wir, ändern andere oder lehnen sie ab. Diese persönlichen Konflikte, ich sage dem auch Überprüfungsprozess, ist wichtig, um unsere Lebensrichtung bewusst zu gestalten.

Negative Einstellungen sind die Gitterstäbe im Leben. Sie schränken uns ein

Negative Einstellungen schränken das Handeln ein, indem wir uns darauf fokussieren was nicht funktioniert. Damit engen wir unsere Entscheidungsspielräume ein und unsere Beziehung zu den Menschen leidet. Darum ist es wichtig sich mit unseren Einstellungen auseinanderzusetzen. Diese sind aber oftmals nicht so eindeutig zu erkennen, wie zum Beispiel unser Verhalten, das sich beobachten lässt. Das Denken und die Gefühle offenbaren sich oft wenn wir unter Druck geraten. Es ist ein Unterschied wenn ich die Einstellung vertrete „Fehler machen ist eine Schande!“, dies verursacht negative Gefühle welche mich einschränken, oder „Fehler gehören zum Leben“, d.h. ich kann mich weiterentwickeln.

Ideelle Werte versus gelebte Werte

Einige für uns wichtige Werte, unterscheiden sich von unseren gelebten Werten. Es kann sein, dass äussere Einflüsse, wie Familie, Glaube, oder der Arbeitgeber Wertprioritäten aufweisen, von denen wir Glauben, dass wir Sie annehmen sollten. Diese Werte sind uns oft nicht wirklich wichtig. Wir nennen sie ideelle Werte anstatt gelebte Werte.

Unsere eigene Prioritätenliste der Werte, indem wir dafür Zeit und Geld investieren, bestimmt was unsere gelebten Werte sind.

„Nur Menschen mit soliden inneren Werten, haben ein unerschütterliches Selbstvertrauen, das Ihnen ermöglicht, es mit der Welt aufzunehmen.“ Nach Brian Tracy aus seinem Buch „Thinking Big“.

Der unbewusste Lebensplan

Viele unserer Entscheidungen werden nach einem unbewussten Lebensplan gefällt, der in unserer Kindheit unter dem Einfluss der Erziehung entstanden ist. Für ein Kleinkind sind Gebote, Verbote, Regeln, absolut. Es hat bis zum siebten Lebensjahr noch keine Möglichkeit diese Prinzipien zu bewerten und sich bewusst damit auseinanderzusetzen. Noch als Erwachsener befolgen wir unbewusst viele dieser Botschaften unserer „Erzieher“. Einige engen uns ein und wirken belastend, andere sind unterstützend.

Kahler und Casper (1974) weisen auf die folgenden Antreiber in unserem Kopf hin:

  • Sei immer perfekt
  • mach immer schnell
  • Streng dich immer an
  • Mach es immer allen recht
  • Sei in jeder Lage stark

Auch hier hier ist die bewusste Auseinandersetzung mit diesen Antreibern wichtig.

Mach Sie sich Ihr Verhalten bewusst

Ja, sicher. Machen Sie sich Ihr Verhalten bewusst. Erkennen Sie was Sie tun – Fragen Sie sich warum Sie es tun. Ich bin überzeugt, mit Neugierde, mit 1000 Fragen an das Leben, mit dem Einholen von Feedbacks, dem Vernetzen mit anderen Menschen und dem regelmässigen Reflektieren, können wir zumindest über unsere Wirkung auf andere Menschen und unser Verhalten, nachdenken und vielleicht, so hoffen wir daraus Rückschlüsse ziehen.

Marco Fuhrer August 2022

Selbsterkenntnis: Selbstbild und Fremdbild. Die Geschichte vom Huhn und Adler (nach James Aggrey).

Ein Mann – so wird erzählt – fing sich im Wald einen jungen Adler. 
Er nahm ihn mit nach Hause und steckte ihn zu seinen Hühnern in den Hühnerstall.
Er gab ihm Hühnerfutter zu fressen, obwohl er doch ein Adler war, der König der Vögel, der König der Lüfte!

Nach fünf Jahren kam einmal ein anderer Mann zu Besuch, der verstand etwas von Naturkunde. Dem fiel der Adler auf und er sagte: „Der Vogel dort ist kein Huhn, sondern ein Adler.“ „Ja“, sagte der Mann, „das stimmt. Aber ich habe ihn zu einem Huhn erzogen. Er ist jetzt kein Adler mehr, sondern ein Huhn.“ „Nein“, sagte der andere, „er ist noch immer ein Adler, denn er hat das Herz eines Adlers und das wird ihn hoch hinauffliegen lassen in die Lüfte“. „Nein, nein“, sagte der Mann, „er ist jetzt ein richtiges Huhn geworden und wird niemals mehr wie ein Adler fliegen“.

Darauf beschlossen sie, eine Probe zu machen. Der vogelkundige Mann nahm den Adler, hob ihn in die Höhe und sagte beschwörend: „Der du ein Adler bist, der du dem Himmel gehörst und nicht dieser Erde, breite deine Schwingen aus und fliege!“ Der Adler auf der Hoch gestreckten Faust blickte sich um. Hinter sich sah er die Hühner nach ihren Körnern picken und er sprang zu ihnen hinunter und pickte mit.

Der naturkundige Mann gab aber noch nicht auf. Am nächsten Tag stieg er mit dem Adler am Arm auf das Dach des Hauses, hob ihn empor und sagte: „Adler, der du ein Adler bist, breite deine Schwingen aus und fliege!“ Aber als der Adler wieder die scharrenden Hühner im Hof erblickte, sprang er zu ihnen hinunter und scharrte mit.

Da sagte der Mann: „Ich habe es dir ja gesagt, er ist ein Huhn und er bleibt ein Huhn.“ „Nein“, sagte der andere, „Er ist ein Adler und er hat noch immer das Herz eines Adlers. Lass es uns noch ein einziges Mal versuchen. Morgen werde ich ihn fliegen lassen.“

Am nächsten Morgen ging er mit dem Adler vor die Stadt auf einen hohen Berg. Er hob den Adler empor und sagt zu ihm: „Adler, du bist ein Adler. Du gehörst dem Himmel, nicht dieser Erde. Breite deine Schwingen aus und fliege!“ Der Adler zitterte, aber er flog nicht. Da ließ ihn der naturkundige Mann direkt in die Sonne schauen und plötzlich breitete der Adler seine Schwingen aus, erhob sich mit dem Schrei eines Adlers in die Luft und kehrte nie wieder zurück.

Bist du auch ein Adler?

 

Marco Fuhrer